26. Mai 2018
Die Leichtigkeit des Lebens
Mit zarten Bleistift-Strichen zurück in die Zeit der Commedia dell’Arte
Michael Bültge ist Saxophonist. Er unterrichtet dies Instrument u.a. an der Uelzener Musikschule und spielt in mehreren Formationen. Am Sonnabend gibt er in der Galerie des Kunstvereins Uelzen Proben seines Könnens zum Besten. Musikalisch begleitet er die Vernissage „Grafisches“ mit Werken von Kateryna Yerokhina und Annabella Kalisch., Der Wetterlage angepasst, spielt er nach den einleitenden Worten des 1. Vorsitzenden des Kunstvereins, Dr. Udo Hachmann, den „Porgy-and-Bess“-Klassiker von George Gershwin: „Summertime“.
„And the livin‘ is easy“ geht es in der zweiten Zeile weiter – für den aus Braunschweig angereisten Volker Tlusty ist dies, die Leichtigkeit des Lebens, der Aufhänger für seine Einführungsrede. Diese Leichtigkeit sieht er in den Bildern der 1969 in Kiew (Ukraine) geborenen Kateryna Yerokhina, die nach ihrem Studium an der dortigen Akademie der Künste ihren eigenen Stil entwickelte und in der Tradition der Meister der Renaissance detailgetreue, zeitlose Kompositionen zeichnet. Seit 1997 illustriert die seit 2002 in Berlin lebende Künstlerin phantasievoll Kinderbücher.
„Das Kommentieren von Geschehnissen in Bildern“, so Tlusty, „hat in der Kunst Tradition“. Damit ist er bei der populären Form szenischer Darbietung im Italien des 16. Jahrhunderts. Die „Commedia dell’Arte“ zeigte durch Kleidung und Masken überzeichnete Charaktere und Rollen. Anklänge daran findet er auch in den Bleistiftzeichnungen auf grundierten Hartfaserplatten, die Kateryna Yerokhina (mit der Betonung auf der zweiten Silbe) mit Lack überzogen hat und durch das Craquelé einen zusätzlichen, geheimnisvollen Effekt erzielt. Die Wirkung dieser mit Bleistiften unterschiedlicher Härtegrade „modellierend und modulierend“ (Tlusty) herausgearbeiteten Motive ist beeindruckend. Tlusty weist, exemplarisch für andere Bilder, auf die Zeichnung mit dem Titel „Lucca“ hin, das Porträt einer jungen Cello-Spielerin. Derart animiert treten die Besucher der Vernissage später denn auch recht dicht vor die Bilder, um sich die Feinheiten der Darstellung genauer anzuschauen.
Volker Tlusty, von Dr. Udo Hachmann als „Kunstvermittler“ vorgestellt, hat seit mehr als 40 Jahren als Lehrer seinen Schülern Grundlagen der Kunst nahegebracht.
Vorträge und die Mitwirkung an etlichen pädagogischen Grundlagen-Werken zur Kunst und Kunsterziehung festigten seinen Ruf. Mit blumigen Worten beschreibt er nicht nur die Zeichnungen Yerokhinas, sondern auch die der gleichzeitig ausstellenden Annabella Kalisch. „Sind es Träume, flüchtige Bilder, Gedankenschnipsel?“ Michael Bültge ergänzt dies abschließend mit „What a wonderful world“.
Die Ausstellung in der Galerie des Kunstvereins im Theater an der Ilmenau wird noch bis zum 24. Juni während der Öffnungszeiten gezeigt: Sonnabend 15-18 Uhr, sonntags 11-13 und 15-18 Uhr sowie während der Theaterveranstaltungen.
Doch auch am Montag, 4. Juni, können die Bilder von Kateryna Yerokhina und Annabella Kalisch angeschaut werden – dann findet im Theaterkeller im Theater an der Ilmenau nämlich der Montagstreff des Kunstvereins statt. Claudia Krieghoff-Fraatz schrieb dazu den folgenden Text:
Picassos Frauen
Veronika Kranich berichtet beim Montagstreff, wie Frauen Picassos Werk beeinflussten
Am Montag, dem 4. Juni, geht die Kunstreferentin Veronika Kranich beim Montagstreff des Kunstvereins Uelzen im Theaterkeller des Theaters an der Ilmenau dem Privatleben des Malers Pablo Picasso auf den Grund. Seine persönlichen Verhältnisse, so ist ihre Erkenntnis, waren ebenso aufregend wie seine Werke und teils auch recht tragisch.
Picasso, von Gestalt eher klein und nicht besonders attraktiv, muss etwas an sich gehabt haben, was die Frauen magisch anzog und fesselte. Dabei war er weder Galan noch Charmeur, sondern ein Macho, der die Frauen einteilte in Göttinnen oder Schuhabtreter. Zweimal war er verheiratet und hatte vier Kinder, drei davon unehelich. Seine Geliebten und Affären aufzuzählen, wäre müßig. Weder seine eigenen Ehen noch die seiner Geliebten waren Hindernis für ein Verhältnis, auch nicht Minderjährigkeit.
Picasso konnte nicht treu sein, verlangte von seinen Gefährtinnen aber uneingeschränkte Hingabe. Nur eine Frau, seine Geliebte Francoise und Mutter zweier seiner Kinder, verließ ihn. Sie sagte einmal, sie sei die einzige, die sich nicht für dieses Monster aufgeopfert hat. Vollends glücklich an der Seite dieses Malers waren die Frauen wohl nicht – Picasso gehörte allen und wurde von allen beansprucht, keine Frau konnte da sein Lebensinhalt werden. Auch Dreiecksbeziehungen war Picasso nicht abgeneigt. Nach seinem Tod begingen sowohl seine Ex-Geliebte als auch seine zweite Ehefrau Selbstmord, zwei andere fielen dem Wahnsinn anheim. Das Zusammenleben mit Picasso scheint für seine Frauen wie eine Symbiose zwischen Sadismus und Masochismus gewesen zu sein; sie waren ihm Muse und Inspiration, viele waren Modelle für sein künstlerisches Schaffen – sein Werk ohne sie ist undenkbar.
Manche Gefährtinnen Picassos waren selbst Künstlerinnen: Francoise Gilot hatte sich einen Namen gemacht als Malerin, seine erste Frau Olga war Ballerina, seine Geliebte Dora Maar eine berühmte Fotografin. Andere wiederum waren der Kunst nicht so sehr zugetan.
Der Kunstverein und die Referentin würden sich über einen regen Besuch dieser Veranstaltung freuen. Der Beginn ist um 19 Uhr und der Eintritt wie immer frei. Spenden für die Arbeit des Montagstreffs werden gern entgegen genommen.
(Das Picasso-Foto habe ich der folgenden Seite entnommen:
https://nl.wikipedia.org/wiki/Portaal:Kunst_%26_Cultuur